Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, Bio-Objects and Bio-Subjects,
Exploring the Interface of Science, Technology and Society. Diesen Titel hat sich unser Inter-
und Transdisziplinärer Forschungsverbund gegeben, der Disziplinen aus allen fünf
Fakultäten der FAU zusammenführt. Darunter auch solche, die bis vor kurzem womöglich von
ihrer wechselseitigen Existenz wenig bis gar nichts wussten. Wenn hier nun in der ersten von
vier Vorlesungen unter dem Titel Pandoras Büchse Bio-Objekte und ihre Herausforderungen für
Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft zwei so entfernte, vielleicht sogar exotische Disziplinen
wie Medienwissenschaft und Bio-Verfahrenstechnik zusammenkommen, um sie an gemeinsamen Überlegungen
und Perspektiven teilhaben zu lassen, so wird die Komplexität des dem zugrundeliegenden
wissenschaftlichen Austausches wahrscheinlich erahnbar. Dies entspricht jedoch der Komplexität
des Zusammenhangs, den wir gemeinsam in unserer Emerging Field Initiative bearbeiten, nämlich
die Übersetzbarkeit hochspezialisierter Forschung vor allem der sogenannten Life Sciences in die
allgemeinen gesellschaftlichen Dimensionen einerseits, die zahlreichen ethischen, juristischen,
politischen und psychologischen Herausforderungen, vor die Biotechnologien, Stammzellenforschung,
Genmanipulation und ähnlich brisant klingende Themenfelder unserer Gesellschaft stellen,
andererseits. Selbstverständlich kann es dabei den Grundsätzen wissenschaftlicher Solidität
folgend weder um simple Verdammungsurteile noch um eine unkritische Feier des wissenschaftlich
zwar möglichen, gesellschaftlich aber noch nicht immer akzeptierten Genen. Vielmehr interessieren
uns gerade die sensiblen Berührungsflächen, die zwischen avancierter Natur- und Technikwissenschaftlicher
Forschung und den anderen gesellschaftlichen Diskussionszusammenhängen bestehen, aus denen
dann ja wiederum lang und mittelfristig jene Rahmenbedingungen erwachsen, nämlich juristische,
politische, ethische, ökonomische, welche Forschung und Wissenschaft dann ihrerseits Regeln und
Leitlinien vorgeben. Naturgemäß kommt es dabei immer wieder zu Zielkonflikten, Reibungsverlusten
und fundamentalen Missverständnissen, die nicht selten in wechselseitigen Schuldzuweisungen
gipfeln. Es geht also durchaus auch um Akzeptanz und Übersetzungsprobleme zwischen Forschung,
Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Sensible sind diese Berührungsflächen vor allem deshalb,
weil gerade die jüngsten Entwicklungen der Life Sciences denkbar geeignet erscheinen,
Ängste auch solcher eher diffuser Natur zu wecken und scheinbar fixe Differenzen zwischen Mensch
und Tier, Schöpfung und Technik, Objekt und Subjekt, Natur und Kultur einzuziehen drohen.
Im mythischen Bild von Pandoras Büchse klingt die Angst vor einer Irreversibilität und
Unbeherrschbarkeit wissenschaftlicher Forschung immer wieder an. Umso wichtiger erscheint uns
eine sachliche und sachbezogene Erforschung eben jener Schnittstellen, auf denen sich die
besagten Zielkonflikte manifestieren. Exploring the Interface of Science, Technology and Society.
Sicher nicht von ungefähr wählt sich unser Forschungsprojekt mit der Metapher des Interfaces,
der Schnittstelle, einen dezidierten medientechnologischen Begriff zur Markierung
jenes Feldes, auf dem sich Technik, Gesellschaft und Wissenschaft begegnen. Da haben wir zwei
Erlei deutlich. Erstens, dass es einer solchen Schnittstelle zwischen diesen gesellschaftlichen
Hemisphären überhaupt bedarf und zweitens, dass es die Medien sind, die eben jene Schnittstelle
prominent und breitenwirksam besetzen. Um Ihnen da auch zu zeigen, wie stark das unsere wissenschaftliche
Alltagspraxis prägt, genau diese Schnittstelle, die die Medien markieren. Medien- und Kommunikationstraining
für Wissenschaftler gehören inzwischen fast zum Standardrepertoire der akademischen Weiterbildung
und hier ein Ausschnitt aus einer auf der Homepage des Forschungszentrums Jülich befinde ich eine
Werbung für ein solches Kommunikationstraining, das auch zugleich noch mal deutlich macht, welche
Probleme auf Wissenschaftler offenbar zukommen, wenn sie sich an diese Schnittstelle begeben. Also
hier wird stellvertretend für viele andere formuliert. Der Journalismus ist hier Wissenschaftler
allerdings kein unproblematisches Feld. Gewohnte innerwissenschaftliche Regeln der Kommunikation
gelten hier nicht, da werden wir später noch mal darauf zurückkommen. Der Kontakt mit Journalisten
und Massenmedien ist daher aus Sicht vieler Wissenschaftler mit hohen Unsicherheiten und
Risiken behaftet. Zitat Ende. Diese Schnittstelle, die heutzutage durch Medien formuliert wird,
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:48:29 Min
Aufnahmedatum
2012-06-27
Hochgeladen am
2012-07-23 13:45:12
Sprache
de-DE
Pflanzenschutzmittel sind aus der aktuellen Landwirtschaft in den allermeisten Fällen nicht mehr wegzudenken. Mittel der chemischen Industrie haben allerdings oft negative Nebenwirkungen, die in der Öffentlichkeit zur Ablehnung führen. Hier können biologische Mechanismen attraktive Alternativen sein. Der gezielte Einsatz von Viren in der Landwirtschaft als Alternative zu klassischen Insektiziden ist gut etabliert und weithin akzeptiert. Erst deren mögliche genetische Veränderung mit dem Ziel, die Wirkung noch passgenauer steuern zu können, verursacht in der Öffentlichkeit erhebliches Unbehagen. Anhand des Vergleichs konkreter biotechnologischer Forschungsbefunde und der medialen Berichterstattung über Biotechnologie lässt sich zeigen und diskutieren, was sich bei der Informationsvermittlung im Übergang vom Labor in die Medien ereignet, wie Forschungsergebnisse, aber auch dadurchausgelöste Ängste kommuniziert und Zukunftsszenarien imaginiert werden. Ausgehend von einer konkreten Fallstudie, nämlich dem Vireneinsatz zur Bekämpfung von Schmetterlingsraupen der Wickler-Familie, soll im Vortrag über die Zusammenhänge von Wissenschaft, Technik und medialer Berichterstattung nachgedacht werden. Zum einen geschieht dies aus der Perspektive eines Biotechnologen, zum anderen aus der Sicht der Medienwissenschaft.